Auftakt für die Nationale Kohorte (NAKO)

10.11.2014
Es ist so weit, heute geht Deutschlands größte Gesundheitsstudie an den Start. Zum offiziellen Auftakt luden Organisatoren, Förderer und Wegbegleiter des Projektes nach Essen in eines der 18 Studienzentren ein. In den nächsten vier Jahren sollen 200.000 Bürgerinnen und Bürger zwischen 20 und 69 Jahren me-dizinisch untersucht und nach ihren Lebensumständen befragt werden. Ziel des in dieser Dimension bisher einmaligen Großprojektes ist die verbesserte Prävention, Früherkennung und Therapie der typischen Volkskrankheiten, wie etwa Krebs, Diabetes und Demenz.

„Wir haben in den nächsten Jahren durch die Nationale Kohorte die große Chance, einen enormen Wissensschub im Kampf gegen Volkskrankheiten wie Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erzielen. Alle achtzehn Studienzentren sind jetzt voll funktionsfähig. Das ist eine enorme Leistung aller Beteiligten der Natio-nalen Kohorte. Ich möchte nunmehr alle Bürgerinnen und Bürger, die einen Brief von der Nationalen Kohorte erhalten, dazu ermuntern, sich an der Studie zu be-teiligen. Denn die Aussagekraft der Studienergebnisse ist umso höher, je mehr Bürgerinnen und Bürger sich aktiv beteiligen – und hiervon profitieren wir in Zukunft alle“ appellierte Professor Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung an die Bevölkerung. Svenja Schulze, NRW-Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung und Vertreterin der beteiligten Länder, betonte den übergreifenden Ansatz des Forschungsprojektes: „Mit der NAKO wollen wir gemeinsam Antworten auf die großen Volkskrankheiten finden. Bund und Länder bündeln hier die Kräfte, um die Gesundheitsforschung nachhaltig voranzubringen. Nordrhein-Westfalen ist in der Biomedizin sehr gut aufgestellt. Daher freue ich mich, dass wir mit drei modern ausgestatteten Studienzentren einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Studie leisten können.“

Die wissenschaftliche Herausforderung der NAKO erläuterte Professor Dr. Karl-Heinz Jöckel, Vorstandsvorsitzender des Vereins Nationale Kohorte e.V. so: „Das genaue Zusammenspiel der Faktoren, die bei der Entstehung einer Erkrankung wie Krebs eine Rolle spielen, kennen wir zum großen Teil noch nicht.“ Warum genau wird der eine krank, der andere aber bleibt gesund? Welchen Einfluss haben genetische Faktoren, Umwelteinflüsse oder aber die Arbeitswelt auf die Gesundheit des Einzelnen? „Um diese Frage beantworten zu können, sind wir auf detaillierte Informationen von möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern aus unterschiedlichem Lebensumfeld angewiesen“, so Professor Dr. Karl-Heinz Jöckel. Ob jünger oder älter, Frauen oder Männer, Stadt- oder Landbewohner, Familienmenschen oder Singles, alle sind für das Forschungsvorhaben gleichermaßen interessant und werden in den Studienzentren standardisiert untersucht und befragt. Mithilfe der so über die Jahre entstehenden Daten können konkrete Schutz- und Risikofaktoren identifiziert werden, die neue Ansätze für Prävention, Früherkennung und Therapie der typischen Volkskrankheiten bieten.

Mit der NAKO kommt nach intensiver Vorbereitung ein nationales Projekt mit enormen Ausmaßen ins Rollen: 25 Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland sind beteiligt, 18 Studienzentren stehen bundesweit bereit, Bund, Länder und Helmholtz-Gemeinschaft fördern die Studie mit 210 Mio. EUR. „Helmholtz-Gemeinschaft, Universitäten, Leibniz-Gemeinschaft und Fraunhofer Gesellschaft – sie alle ziehen an einem Strang, um die NAKO zu einem gemeinsamen Erfolg zu führen“, betonte Professor Dr. Otmar Wiestler, Vorstandsvorsitzender und wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums sowie Vertreter der Helmholtz-Gemeinschaft. Die Besonderheiten des Studiendesigns sicherten zudem den Anschluss der epidemiologischen Forschung an das internationale wissenschaftliche Umfeld.

Höchstes Maß an Sicherheit – für Menschen und Daten
In den Studienzentren erwartet die Bürgerinnen und Bürger ein breit angelegtes Untersuchungsprogramm, das Riechtests oder die Messung der Handgreifstärke ebenso umfasst wie EKG oder Blutdruckmessung. Das Studienprotokoll wurde gemäß den gesetzlichen Bestimmungen unter ethischen und datenschutzrechtlichen Aspekten einer strengen Prüfung unterzogen. Gemeinsam mit den zuständigen Behörden wurde ein Datenschutzkonzept entwickelt, das Datenmissbrauch verhindert. „Unsere Probandinnen und Probanden spielen die Hauptrolle in diesem Stück, das da NAKO heißt. Nur durch ihre freiwillige Teilnahme aus Überzeugung und Begeisterung für das Projekt wird die NAKO Erfolg haben. Vor diesem Hintergrund ist es für uns von enormer Wichtigkeit, das Vertrauen eines jeden einzelnen Teilnehmers zu gewinnen und auch langfristig zu sichern“, stellte Professor Dr. Karl-Heinz Jöckel klar. Erste Voraussetzung dafür ist ein lupenreines und transparentes Datenschutzkonzept, das den rechtlichen und ethischen Anforderungen auf höchstem Niveau gerecht wird.

Ein Plus in Essen: Die MRT-Untersuchung
Das Studienzentrum in Essen steht zwar stellvertretend für 17 weitere Zentren, die sich im wettbewerblichen Verfahren für diese große Aufgabe qualifizieren konnten, zeichnet sich aber durch zwei Besonderheiten aus: So verfügt es über eins von insgesamt fünf MRT-Zentren, in dem allein in Essen 6.000 NAKO-Probandinnen und -Probanden ein Ganzkörper-MRT erhalten. Außerdem ist Essen der Sitz des Vorstandsvorsitzenden des Vereins Nationale Kohorte e. V. Zum Standort Essen Prof. Dr. Jan Buer, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Gastgeber der Veranstaltung sowie Vertreter des Medizinischen Fakultätentages in seiner Begrüßung der Gäste: „An der Medizinischen Fakultät in Essen sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vielen verschiedenen Fachdisziplinen tätig. Gemeinsam wollen wir den Fortschritt in der Medizin voranbringen. In Essen verfügen wir über ein hohes Maß an Erfahrung mit breit angelegten Langzeit-Studien, das wir nun in die Erforschung der großen Volkskrankheiten einbringen werden.“ Hier wie überall in Deutschland freuen sich freundliche und kompetente Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nun auf die Besuche der Bürgerinnen und Bürger, die per Zufallsstichprobe durch die regionalen Einwohnermeldeämter gezogen und dann eingeladen werden.